Bengalisch illuminierte Orchideen- und Magnolienblüten als Bestandteile einer diabolischen Provokation. Sie sehen aus als habe man sie zu Engelsflügeln gedreht. Sanftes Rouge auf ihrem zarten Leib leuchtet wie Blut, schwarzviolett der Stengel, ein Lidschatten in der Kosmetik des Verführerischen. Dazu der Puder mädchen-haftkoketter Bleichheit, die morbide Perversion zu übertünchen. Farbiges Licht inszeniert Blühbeichten. Geil wuchern die fleischigen Blätter, bar jeder intellektuellen Zucht und vor allem - ohne Hilfe des Computers. Eliška Bartek verlässt sich ganz auf den analogen Charakter der konventionellen Fotografie. Der Quellbereich ihrer aktuellen Fotografien speist sich aus Eliška Barteks Pentax-Kamera, Licht, Farbfiltern und exotischen Blumen, die die Künstlerin sich von einem Berliner Großmarkt holt oder sich in einem kleinen Dörfchen im Tessin, in Pila (oberhalb von Intragna) vom Besitzer eines botanischen Gartens frisch schneiden lässt, mit Strenge ausgesucht nach skulpturalen Kriterien. So fallen Detailsicht und Panorama, Romantik und Kritik in eins. Die visuelle Erfahrungen im Umgang mit Natur, Pflanzen und Blüten sammelten - sind keine Botaniker und zuallererst der Kunst und dem Sehen verpflichtet. Es ist die jeweilige ästhetische Sprache, die das Faszinosum der Blüten-Motive in der Kunst formt. Die Natur ist der Kultur immer einen Tag voraus - Aber diese Blumen sind mehr: sie sind schrecklich schön, gefährlich, melancholisch und romantisch. Eliška Bartek schenkt uns mit ihren künstlich durchsonnten Höllenblumen ein himmlisches Erlebnis von Entrückung und Melancholie.
Christoph Tannert
In what resembles a diabolic provocation, Eliška Bartek's fascinating photographs of orchids, hibiscus and magnolia blossoms seem illuminated by Bengal lights. They appear to be twisted together from angels' wings. Most important for the artist in her work with fresh flowers is the use of artificial light which provides a larger spectrum than sunlight and makes the specific objects glow three dimensionally on a stage setting. The artist relies completely on the analogue character of conventional photography and rejects the aid of computers. Most of the flowers originated from a botanical garden in a small village in the district of Ticino, which lies in the Italian part of Switzerland. Eliška made her selection following strict artistic criteria: only the most sculptural looking specimens were cut for her by the owner himself. The fascinatingly lit images invite us to close-up investigation but also suggest distant panorama perspective, thus providing romanticism as well as its critique. The powerful interaction between the botanical and the artificial invokes exoticism and eroticism, beauty and danger. Nature is always one step ahead of culture - but these flowers are more: they are horribly beautiful, dangerous, melancholic and romantic. These works tell the tale of Eliška Bartek's little garden of paradise, an eternally flowering place of delight.
Christoph Tannert