Über die Ausstellung
Ex-Machina: A History of Generative Art, eine Ausstellung und Online-Auktion.
Die von Georg Bak kuratierte Ausstellung Ex-Machina illustriert die Geschichte der generativen Kunst, beginnend in den 1950er Jahren mit den Pionieren der Computerkunst bis hin zu den heutigen generativen NFT-Künstlern. Gezeigt werden die Pioniere wie Vera Molnar als auch die Werke der von uns vertretenen Künstlern Herbert W. Franke, Frieder Nake, Gottfried Jäger, Hein Gravenhorst und Vladimir Bonačić - und erstmals auch Arbeiten der generativen NFT-Künstler Snowfro und Dmitri Cherniak.
Die gesamte Auswahl an Werken wird in der Ausstellung vom 11. Juli bis zum 5. August am Berkeley Square 30, London zu sehen sein. Die Online-Auktion findet vom 13. bis zum 20. Juli auf phillips.com statt. Sie können sich registrieren, um zu bieten und auf dem Laufenden zu bleiben...
About the Exhibition
Phillips is pleased to present Ex-Machina: A History of Generative Art, an exhibition and online auction.
Curated by Georg Bak, the exhibition Ex-Machina illustrates the history of generative art, beginning in the 1950s with the pioneers of computer art to today's generative NFT artists. On display are the pioneers such as Vera Molnar as well as the works of our represented artists Herbert W. Franke, Frieder Nake, Gottfried Jäger, Hein Gravenhorst and Vladimir Bonačić - and for the first time also works by generative NFT artists Snowfro and Dmitri Cherniak.
The full selection of works will be on view at 30 Berkeley Square from 11 July - 5 August, with the online auction taking place 13 - 20 July on phillips.com. You can register yourself to bid and keep updated...
EINE EINFÜHRUNG IN DIE GENERATIVE KUNST
Mit der Erfindung der Turing-Maschine und den ersten Großrechnern durch Konrad Zuse während und nach dem Zweiten Weltkrieg begann das neue Zeitalter der Informationstechnologie. Bereits Ende der 1940er Jahre formulierten Norbert Wiener und Claude Shannon die ersten theoretischen Ansätze der Kybernetik, die wichtige Grundlagen für die Informationsästhetik bilden. Auch das Binärsystem, die elektronische Kommunikation, Algorithmen und frühe Programmiersprachen inspirierten Künstler. Zu den Pionieren der Computerkunst gehört Herbert W. Franke, der bereits Mitte der 1950er Jahre mit analogen Rechensystemen und Kathodenstrahloszillographen Kunstwerke - so genannte Oszillogramme - schuf. Am Bedienfeld drehte, rechnete und manipulierte er, Sinus- und Sägezahnkurven, die er mit der Kamera abfotografierte, wurden auf dem Bildschirm eingeblendet. Schon damals gab es eine Gruppe von Künstlern, die der neuen Technik gegenüber aufgeschlossen war. Große Konzerne, namentlich Olivetti, Siemens und Bell Laboratories, stellten ihnen elektronische Geräte und das Know-how ihrer Spezialisten zur Verfügung.
Rückblickend gilt das Jahr 1968 als der Höhepunkt der Computerkunst-Bewegung. Am Institute of Contemporary Art (ICA) in London kuratierte Jasia Reichardt die bahnbrechende Gruppenausstellung Cybernetic Serendipity, in der computeranimierte Filme, Plottergrafiken, generative Musik, Roboter und Malmaschinen gezeigt wurden. Zu den teilnehmenden Künstlern gehörten Frieder Nake, Georg Nees, Desmond Paul Henry und Vera Molnar. In der Folge wurden in London die Computer Art Society und die von Gustav Metzger herausgegebene Computerkunstzeitschrift PAGE gegründet. Heute bewahrt das Victoria & Albert Museum in London einen großen Teil des Erbes aus dieser Zeit des Promoterismus. Einen Tag nach London eröffnete Abraham A. Moles im Rahmen der Ausstellungsreihe Nove Tendencije (Neue Tendenzen) in Zagreb das Symposium Computer und visuelle Forschung sowie eine kleine Begleitausstellung mit Computergrafiken von Charles Csuri, Vladimir Bonacic und anderen Künstlern. In der Folge wurde in Zagreb die neue Kunstzeitschrift bit international (1968-1972) gegründet.
Zur gleichen Zeit führte der deutsche Fotograf Gottfried Jäger das Konzept der generativen Fotografie mit der gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Kunsthaus in Bielefeld ein, wo seine Lochblendenstrukturen zusammen mit Arbeiten von Kilian Breier (Fotogramme), Pierre Cordier (Chemigramme) und Hein Gravenhorst (fotomechanische Transformationen) zu sehen sind. Gottfried Jäger definierte das gemeinsame Produktionsprinzip der Künstler, das der generativen Fotografie innewohnt, wie folgt: "Schaffung ästhetischer Strukturen auf der Grundlage definierter Programme, die durch fotochemische, fotooptische oder fototechnische Operationen realisiert werden, mit dem Ziel, ein optimales und funktionales Verhältnis aller an der Konstruktion der ästhetischen Struktur beteiligten Elemente zu erreichen." Kennzeichnend für die generative Fotografie sind der experimentelle und serielle Prozess, die mathematische Struktur (Programm) und häufig die von den Künstlern selbst entworfenen Geräte.
Zwanzig Jahre später, als der Personal Computer in den 1980er Jahren die Bürotische eroberte, stellte der Medientheoretiker Vilém Flusser vorausschauend fest: "Die Welt zu verändern ist Sache der Maschinen: Sie können es viel besser als die Menschen. Es ist (vorerst) Sache der Menschen, die Maschinen zu programmieren, um die Welt zu verändern. Es ist also nicht die Aufgabe des Menschen, zu arbeiten, sondern der Arbeit einen Sinn zu geben (sie vorzuschreiben). Regeln sind kodifizierte Befehle."
Ende der 1970er Jahre war es wiederum Herbert W. Franke, der die Initiative ergriff, eine große Ausstellung "Ars Ex Machina" im Künstlerhaus Wien zu organisieren, mit dem Ziel, eine jährliche Schau zu schaffen, die die aktuellen künstlerischen Ausdrucksformen im Zusammenhang mit der modernsten Technologie beleuchtet. Leider konnte das Projekt aufgrund mangelnder finanzieller Unterstützung zum gegebenen Zeitpunkt nicht realisiert werden. Als Ergebnis dieser ehrgeizigen Bemühungen wurde 1979 die "Ars Electronica" gegründet, die seither jährlich in Linz (Österreich) stattfindet und bis heute eine der wichtigsten Ausstellungen für Medienkunst ist.
Mit dem explosionsartigen Aufstieg der Blockchain-Technologie und der Eroberung des Kunstmarktes durch NFTs und digitale Kunst unternimmt PHILLIPS zum ersten Mal in der Geschichte der Auktion den Versuch, die wichtigste und übersehene Kunstbewegung der generativen Kunst mit den wichtigsten Künstlern von heute und damals zu beleuchten.
GEORG BAK
An Introduction to Generative Art
The new age of information technology began with the invention of the Turing machine and the first mainframe computers by Konrad Zuse during and after the Second World War. As early as the late 1940s, Norbert Wiener and Claude Shannon formulated the first theoretical approaches to cybernetics, which form important foundations for information aesthetics. The binary system, electronic communication, algorithms and early programming languages also inspired artists. Herbert W. Franke is among the pioneers of computer art, who created works of art – so‐called oscillograms – with analogue computing systems and cathode ray oscillographs as early as the mid‐1950s. On the control panel, he turned, calculated and manipulated, and sine curves and sawtooth curves, which were photographed with the camera, were superimposed on the screen. Even then there was a group of artists who were open to the new technology. Large corporations, namely Olivetti, Siemens and Bell Laboratories, provided them with electronic engineering equipment and the know‐how of their specialists.
Looking back, 1968 is considered the high point of the computer art movement. At the Institute of Contemporary Art (ICA), London, Jasia Reichardt curated the groundbreaking group exhibition Cybernetic Serendipity, featuring computer‐animated films, plotter graphics, generative music, robots and painting machines. Among the participating artists were Frieder Nake, Georg Nees, Desmond Paul Henry and Vera Molnar. As a result, the Computer Art Society and the computer art magazine PAGE, edited by Gustav Metzger, were founded in London. Today, the Victoria & Albert Museum in London preserves a large part of the heritage of this period of promoterism. One day after London, Abraham A. Moles opened the Computers and Visual Research symposium as a parallel event as part of the Nove Tendencije (New Tendencies) exhibition series in Zagreb, as well as a small accompanying exhibition with computer graphic by Charles Csuri, Vladimir Bonacic and other artists. As a result, a major new art magazine, bit international (1968‐1972), was launched in Zagreb.
At the same time, the German photographer Gottfried Jäger introduced the concept of generative photography with the exhibition of the same name in the Städtische Kunsthaus in Bielefeld, where his pinhole structures can be seen together with works by Kilian Breier (photograms), Pierre Cordier (chemigrams) and Hein Gravenhorst (photomechanical transformations). Gottfried Jäger defined the production principle common to the artists and inherent in generative photography as follows: “Creation of aesthetic structures based on defined programs, realized through photochemical, photooptical or phototechnical operations, with the aim of achieving an optimal and functional relationship of all the elements involved in the construction of the aesthetic structure.” Characteristic of generative photography is the experimental and serial process, the mathematical structure (program) and often the devices designed by the artists themselves.
Twenty years later, when the personal computer conquered office desks in the 1980s, the media theorist Vilém Flusser stated with foresight: “Changing the world is up to machines: they do it much better than humans. It is up to humans (for the time being) to program machines to change the world. So it is not people's business to work, but to give work a meaning (to prescribe it). Rules are codified commands.”
At the end of the 1970s it was again Herbert W. Franke who took the initiative to organize a large exhibition “Ars Ex Machina” at Künstlerhaus Wien with the aim of creating an annual show highlighting the current artistic expressions in relation to the most cutting-edge technology. Unfortunately, the project could not be realized at the given time due to a lack of financial support. As a result of these ambitious efforts, “Ars Electronica” was founded in 1979, which has taken place annually in Linz (Austria) ever since and is still one of the most important exhibitions of media art today.
With the explosive rise of blockchain technology and the conquest of the art market by NFTs and digital art, PHILLIPS is undertaking, for the first time in auction history the endevour to highlight the most important and overlooked art movement of generative art with the major artists of now and then.
GEORG BAK