Geheime Fotografie - Cliché Verre und Fotogramme
Die Photo Edition Berlin präsentierte 2015 neue Werke der Schweizer Künstlerin Eliška Bartek aus den Jahren 2010 - 2014. Zeitgleich zur Ausstellung ist ein aufwändig gestalteter Bildband erschienen: Geheime Fotografie herausgegeben vom Verlag Photo Edition Berlin. Die Publikation wurde vom Bundesamt für Kultur in Bern großzügig gefördert, um ihren Auftrag zu erfüllen, bedeutende Schweizer Kulturschaffende zu unterstützen. Den Einführungstext zur Publikation hat Prof. Dr. Eugen Blume geschrieben, Leiter der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin. Er schreibt zu den Werken: ... Das Cliché Verre als eine Sonderform fotografischer Techniken war lange Zeit vergessen. Erst Künstler wie Picasso, Man Ray oder später Sigmar Polke und die aufkommende Technik der sogenannten Fotogramme entwickelten das Cliché Verre zu einer eigenen künstlerischen Form, die von den im Material verborgenen, schier unendlichen Möglichkeiten ausging. In diese Reihe gehören die in unserem Jahrhundert entstandenen Blätter von Eliska Bartek.
Erregte Fotografie
Zunehmend interessiert sich die Künstlerin für das Unbewusste, Scheinbare und das angedeutet Mystische, welches hinter dem Dargestellten und „Nicht-Dargestellten“ verborgen scheint. Gerade in ihren im Jahr 2008 entstanden s/w Fotografien, welche während ihrer Reise nach Abu Dhabi entstanden sind, zeigt sie uns ein vertieftes „Leer-Empfinden bei allgemein erhöhter Irrealität“. Folgt man dem Entstehungsprozess der Bilder durch Langzeitbelichtungen und bewegter Kamera während der Landung und des Abflugs auf dem Flughafen der neu konstruierten Megacity, so ist es im Wesentlichen dem Impuls und der Erregung der Künstlerin zu verdanken, eine Spannung erwachsen zu lassen zwischen der Diskrepanz von Bild und Nicht-Bild, von Sehnsucht und Nichterfüllung – zwischenmenschlicher Annäherung und Entfremdung – Erwartung und Tatenlosigkeit.
Und Abends blüht die Moldau
Der Quellbereich dieser Fotografien speist sich aus Eliška Barteks Pentax-Kamera, Licht, Farbfiltern und exotischen Blumen, die die Künstlerin sich von einem Berliner Großmarkt holt oder sich in einem kleinen Dörfchen im Tessin, in Pila vom Besitzer eines botanischen Gartens frisch schneiden lässt, mit Strenge ausgesucht nach skulpturalen Kriterien. So fallen Detailsicht und Panorama, Romantik und Kritik in eins. Die visuelle Erfahrungen im Umgang mit Natur, Pflanzen und Blüten sammelten - sind keine Botaniker und zuallererst der Kunst und dem Sehen verpflichtet. Es ist die jeweilige ästhetische Sprache, die das Faszinosum der Blüten-Motive in der Kunst formt. Die Natur ist der Kultur immer einen Tag voraus - Aber diese Blumen sind mehr: sie sind schrecklich schön, gefährlich, melancholisch und romantisch. Eliška Bartek schenkt uns mit ihren künstlich durchsonnten Höllenblumen ein himmlisches Erlebnis von Entrückung und Melancholie.
Einzelwerke Fotogramme und Cliché Verre
In Eliška Barteks Oeuvre werden zunehmend Fotogramme wichtiger - Fotografien, die also ohne Kamera entstanden sind - und sind Zeugnisse von erratischer Bewegung, Eruptionen ihrer Handgelenke und Bewegungen, die dem Zufall eine Chance geben. Bartek zeigt uns das Wesen einer ambivalenten Realität in ihrem Übergang zu entropischer Ambiguität und manifestiertem Nichts. Seit 2011 entstehen ihre Fotogramme und Cliché Verres.
Selbstporträts
Immer wieder findet die Künstlerin einen Ausdruck ihrer Befindlichkeit in den inszenierten fotografischen Selbstporträts, die enge biografische Züge in der Erzählweise zeigen.
Secret Photography - Cliché Verre and Photograms
Photo Edition Berlin presented 2015 new works by Swiss artist Eliška Bartek from 2010 - 2014. A lavishly designed illustrated book was published to coincide with the exhibition: Geheime Fotografie published by Photo Edition Berlin. The publication was generously funded by the Federal Office of Culture in Bern to fulfil its mandate of supporting important Swiss cultural practitioners. The introductory text to the publication was written by Prof. Dr. Eugen Blume, director of the National Gallery in the Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart in Berlin. He writes about the works: ... The cliché Verre as a special form of photographic technique was forgotten for a long time. Only artists like Picasso, Man Ray or later Sigmar Polke and the emerging technique of the so-called photograms developed the cliché Verre into an artistic form of its own, based on the almost infinite possibilities hidden in the material. Eliska Bartek's prints, created in our century, belong to this series.
Aroused photography
Increasingly, the artist is interested in the unconscious, the apparent and the implied mystical, which seems to be hidden behind what is depicted and "not depicted". Especially in her b/w photographs taken in 2008 during her trip to Abu Dhabi, she shows us a deepened "feeling of emptiness with generally heightened unreality". If one follows the process of creating the images through long exposures and moving camera during the landing and departure at the airport of the newly constructed megacity, it is essentially due to the artist's impulse and excitement to let a tension grow between the discrepancy of image and non-image, of longing and non-fulfilment - interpersonal rapprochement and alienation - expectation and inaction.
And in the evening the Moldau blossoms
The source area of these photographs is fed by Eliška Bartek's Pentax camera, light, color filters and exotic flowers, which the artist gets from a Berlin wholesale market or has freshly cut by the owner of a botanical garden in a small village in Ticino, in Pila, rigorously selected according to sculptural criteria. In this way, detailed vision and panorama, romanticism and critique fall into one. Those who have gathered visual experience in dealing with nature, plants and blossoms - are not botanists and are first and foremost committed to art and seeing. It is the respective aesthetic language that shapes the fascination of flower motifs in art. Nature is always one day ahead of culture -but these flowers are more: they are terribly beautiful, dangerous, melancholic and romantic. Eliška Bartek gives us a heavenly experience of rapture and melancholy with her artificially sunlit hell flowers.
Individual works photograms and Cliché Verre
In Eliška Bartek's oeuvre, photograms are becoming increasingly important - photographs taken without a camera - and are evidence of erratic movement, eruptions of her wrists and movements that give chance a chance. Bartek shows us the essence of an ambivalent reality in its transition to entropic ambiguity and manifested nothingness. Since 2011, her photograms and Cliché Verres.
Self-portraits
Again and again, the artist finds an expression of her state of mind in the staged photographic self-portraits, which show close biographical traits in the narrative.